„Das kann man nicht schaffen!“ – „Das ist einfach zu viel!“ – „Ich muss so viel in den Kopf bekommen, das kann ich nicht.“
Hast Du solche oder ähnliche Sätze in letzter Zeit gedacht oder gesagt? Stehst Du auch am Fuß eines scheinbar unüberwindlichen Bergs von Dingen, die Du lernen musst? Du hast keinen Peil, wie zum Teufel Du das schaffen sollst?
Dann habe ich eine gute Nachricht: Du musst es nicht – Der Berg ist gar nicht da! Glaubst Du nicht? Hier erfährst Du mehr!
Alles muss raus!
Ein Geschäft lockt mit dieser neonfarbenen Aufschrift. Handgepinselt quer über die riesige Glasscheibe des Schaufensters. „Wegen Geschäftsräumung: Alles muss raus!“ Die Taktik ist simpel: Kunden werden zu unüberlegten Käufen animiert, weil ja „alles raus muss“ und es morgen vielleicht schon zu spät ist. Und weil viel wichtiger ist, etwas super günstig erworben zu haben, als die Frage, ob ich das Ding überhaupt brauche, ist die Taktik nicht nur simpel, sondern auch erfolgreich.
So erfolgreich, dass ein Teppichhändler meiner Heimatstadt nicht weniger als 25 Jahre die unmittelbar bevorstehende Geschäftsräumung ankündigte.
Beim Lernen ändert sich die Richtung: Alles muss rein! Aber sonst? Viele Lernen nach dem gleichen Prinzip, wie der Schnäppchenjäger beim Ramschverkauf vorgeht: Das, das, das und das muss ich mitnehmen, und das auch – ich sehe zwar im Moment keinen Nutzen, aber „für irgendwas wird es schon gut sein“.
Und dann ist der Geldbeutel leer und der Kühlschrank auch und dann haben wir ein Problem. Das entspricht dem Lerner, der spätestens in der Prüfung feststellt, dass der Kopf voll ist, aber das Blatt leer bleibt.
Alles muss rein - in den Kopf?
Natürlich nicht! Zum einen geht das gar nicht. Wie ich in Blog Nummer 12 über die „Perfektionismusfalle“ geschrieben hatte, lassen sich Lernfelder als Ganze nicht begrenzen: Alles lässt sich vertiefen, ausweiten, ins Uferlose treiben. Es ist ein Fass ohne Boden, Du wirst nie auf eine Art „natürliche Grenze“ stoßen!
Insofern ist der erste und damit vielleicht wichtigste Schritt die Einsicht, dass Du nicht alles lernen kannst und es deshalb auch gar nicht erst versuchst. „Aber ich brauche das, um zu bestehen“ – Nein. Was nicht möglich ist, kann auch nicht notwendig sein. Sonst hätte noch nie jemand diese Prüfung erfolgreich bestanden.
Wenn ich nicht alles lernen kann, dann muss ich auswählen. Aber wie finde ich heraus, was? Ebenfalls im genannten Blog hatte ich Dir die „Pyramide der Lernwichtigkeit“ vorgestellt. Sie basiert darauf, dass Du Lerninhalte in Kategorien unterteilst.
Die Basis bilden diejenigen, die relevant für das Bestehen sind. Sie genießen höchste Priorität und sind unverzichtbar. Erst wenn Du diese Informationen sicher verstanden hast, gehst Du auf die nächste Ebene. Dabei handelt es sich um Wissen oder Fertigkeiten, die Du für eine besonders gute Bewertung brauchst. Alles, was darüber hinaus geht, ist für das unmittelbare Ziel nebensächlich. Natürlich ist es sinnvoll, sich auch mit Randaspekten oder extrem kleinteiligen Details zu beschäftigen. Nur selbstverständlich erst, wenn alles andere erledigt ist und dann noch Kraft und Motivation vorhanden sind. Sonst nicht.
Aber, aber, aber….
…woher weiß ich denn, was relevant fürs Bestehen ist, wenn kein gutmütiger Dozent oder Ausbilder mir das mitteilt? Gibt es da eine App oder ein Tool für? Oh ja, und was für eins. Und es ist Freeware. Und Du besitzt es bereits! Ja genau, die App für alle Anwendungen, das Tool für alle Lebenslagen: Dein eigenes Gehirn!
Unverzichtbar sind die Elemente, ohne die ein System nicht funktioniert. Wenn Du ein Haus baust, brauchst Du ein Fundament, tragende Wände, Böden und ein Dach. Dann erst geht es an Strom und Wasser, Fenster, Türen und Zwischenwände. Und dann erst verputzt Du die Wände, tapezierst und überlegst, welche Blumenkästen vor die Fenster kommen. Versuchst Du es anders, fällt Dir das sofort auf. Wie willst Du ein Dachfenster einsetzen, wenn das Dach noch fehlt?
Jedes Lernthema hat eine Systematik, einen Bauplan wie ein Haus. Manchmal ist der sogar schon in Ansätzen vorgegeben – sieh Dir mal den Kapitel-Aufbau überblicksartiger Fachbücher oder den Verlinkungsbaum einer Info-Homepage an.
Wenn Du auf einer Homepage bist, erkennst Du auch sehr schnell, ob sie übersichtlich, gut strukturiert und in sich stimmig ist, oder ob sie Dich verwirrt und Du sie besser wegklickst. Das Grundprinzip einer solchen Homepage ist etwas, das Du sicher noch aus der Schule kennst:
Der fabelhafte Mindmap-Trick!
Ziel einer Mindmap ist es, Übersicht zu schaffen, Zusammenhänge zu verdeutlichen und – Trommelwirbel – die Hierarchisierung von Inhalten. Eine Mindmap ist wie ein Puzzle: Wenn Du sie fertig hast, weißt Du, ob alle Teile richtig liegen, ob welche zu viel oder zu wenig sind. Ergibt sich ein klares Bild, ist alles prima. Wenn nicht – dann weißt Du, welche Stelle Du Dir noch einmal genauer ansehen musst.
Und probiere doch mal was ganz Verrücktes aus: Mach Dir eine Mindmap zum Thema BEVOR Du Dein Lernmaterial anpackst! Gehe von außen nach innen vor:
Brockhaus > Fachlexikon > Fachbuch zum Thema > spezialisierte Detaildarstellung bzw.
wikipedia Hauptartikel > wikipedia Unterartikel > verlinkte Spezialseiten. Wenn Du Deine Klicks aufschreibst, hast Du Deine Mindmap schon fast.
Und so kannst Du über jeden Lern-Berg springen: Indem Du ihn gar nicht entstehen lässt. Indem Du mit Deinem Verstand an ein Thema gehst. Indem Du weder Kraft noch Zeit vergeudest bei dem Versuch, unzählige Einzelaspekte einzupauken. Oder, wie es Goethe den Faust in seinem Eingangsmonolog sagen lässt:
„Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
dass ich erkenne, was die Welt
im Innersten zusammenhält!“