Es gibt kein Entrinnen. Du kannst davonlaufen, aber sie werden Dich kriegen. Wie der unheimliche Massenmörder im Horrorfilm. Die Prüfungen kommen. Und wenn Du einer ausgewichen bist, kommt halt eine andere. Das macht Angst und Du fühlst Dich hilflos. Sorgen türmen sich auf Ängste, Selbstzweifel wachsen – wie eiserne Ketten legen sie sich um Dich, schnüren die Luft ab und lähmen große Teile deines Gehirns. So kommt es, dass auch klügste Köpfe enttäuschende Ergebnisse einfahren, weil sie in der Prüfungssituation von Angst gelähmt ihre Leistungsfähigkeit nicht abrufen konnten. Oder erst gar nicht hingehen. Dann wird der Horror meist erst real.
Stell Dich den Monstern! Hier findest Du Silberkugeln, Kruzifixe, riesige Küchenmesser und was man sonst so braucht, um Unholde aufzuhalten!
Wie alles am Menschen haben auch Ängste ihren biologischen Sinn. Sie sind frühzeitige Gefahrenmelder und schütten in Bruchteilen von Sekunden Hormone aus, um blitzschnelle (Flucht-)Reaktionen zu ermöglichen, und wenn es darauf ankommt verleihen sie sogar Flügel. Wenn echte Gefahr droht, sind Ängste lebensnotwendig!
Ängste können lebensnotwendig sein…
Nicht immer aber liegt eine reale Gefahr vor. Es kann zu regelrechten Fehlschaltungen kommen, so dass der Mensch in Angst und Panik gerät, obwohl objektiv betrachtet kein Grund dafür vorliegt. Aber wie real die Gefahr von außen betrachtet auch sein mag, für den, der Angst hat, spielt das keine Rolle: Die Angst ist real und sie übernimmt kurzerhand das Kommando im Körper.
Da nützt es überhaupt nichts, wenn man darauf hinweist, dass diese kleine Spinne doch gar nichts tut. Oder dass der Messermörder mit der Maske eine Filmfigur ist. Eine Panikattacke kann bis zum Herzstillstand führen, vollkommen unabhängig vom Auslöser.
…aber auch tödlich!
In Prüfungen geht es normalerweise nicht um Leben und Tod. Aber es fühlt sich manchmal so an. Oft birgt die Angst VOR der Prüfung das größere Risiko zu scheitern, als die Prüfung selbst. Und wie uns zahllose Horrorfilme lehren: Weglaufen bringt nichts. Du musst Dich Freddy, Jason, mündlichem Abi oder Examenstag stellen!
Und noch etwas lehren uns Horrorfilme: Diejenigen, die bestreiten, dass ein grausamer Killer unterwegs ist, werden als erste zerschnippelt. Also ignoriere sie nicht! Sieh der Angst ins Auge, beobachte genau, was sie tut, wo sie herumschleicht und wie sie in Deine Seele dringt: Wann bekommst Du Prüfungsängste, was sind die konkreten Auslöser? Hast Du sie grundsätzlich immer, in allen Fächern, bei allen Prüfungsarten? Rauben sie Dir den Schlaf oder machen sie Dich schlapp? Verursachen sie Magengrummeln oder sogar -Geschwüre? Wann haben diese Ängste angefangen? Bist Du gelähmt oder wirst Du hyperaktiv und sitzt Tag und Nacht vor Prüfungsunterlagen, ohne, dass Du Dich klüger oder sicherer dadurch fühlst? Was sagt Dein persönliches Umfeld, Deine Familie, Mitbewohner, Mitschüler, Kommilitonen?
Beobachte Dein Angstmonster: Brauchst Du Holzpflock oder Silberkugel?
Je intensiver Du Dich mit diesen Empfindungen auseinandersetzt, desto besser kannst Du mit ihnen umgehen. Nur wer seinen Feind kennt, kann ihn auch sinnvoll bekämpfen und besiegen. Das beziehen Sun Tzu und Clausewitz zwar nicht auf Prüfungsängste, aber es stimmt trotzdem. Und Nietzsche präzisiert: „Wenn Du zum Werwolf gehst, vergiss die Silberkugel nicht“. Zumindest so ähnlich.
Aber was hilft denn nun gegen Prüfungsängste? Natürlich gibt es kein für alles und alle wirksames Patentrezept – wäre ja zu schön um wahr zu sein. Nichtsdestotrotz gibt es wirksame Gegenmaßnahmen.
Die größte Angst des Menschen ist die Angst vor dem Unbekannten. Das ist bei Prüfungen nicht anders. Je genauer Du weißt, was da auf Dich zukommt, desto kleiner das Unbekannte. Wenn im Keller das Licht an ist, ist er nur noch halb so gruselig. Horrorstorys von sadistischen Prüfern und unfairen Klausuren gibt es viele. Die wenigsten sind zutreffend.
Albtraumverhinderungsstrategien!
Informiere Dich stattdessen frühzeitig über Ablauf und Rahmenbedingungen. Gehe den Prüfungstag vom Aufstehen bis zum Verlassen des Prüfungsraums durch. Vom Outfit bis zum Talisman. Stell Dir vor, wie toll es ist, wenn Du das gewünschte Ziel erreicht hast.
Ebenso wichtig ist es, sich mit positiver Energie aufzuladen. Ja, ich weiß, das klingt nah Illustrierten-Ratgeber-Seite. Trotzdem ist es wahr. Aber die große Herausforderung ist, für Dich die positiven Gedanken zu finden, die auch wirken, und nicht oberflächlich und aufgesetzt sind. Dazu kann auch gehören, dass Du genau schaust, welche Menschen Deines Umfelds Dich positiv unterstützen, und welche Dich runterziehen.
Jede Blockade ist lösbar!
Das sind nur kleine Beispiele, wie Du einige Ängste bereits in ihrem Entstehen verhindern kannst. Es gibt noch viel mehr. Und wenn regelrechte Blockaden oder Phobien vorliegen, genügen diese Mittel nicht, da müssen andere her. Zum Beispiel können wir uns auf die Suche nach den Ursprüngen der Blockaden machen. Oft sind unbewusste, tiefsitzende Negativ-Überzeugungen dafür verantwortlich, dass beim Trigger „Prüfung“ ein Angstfilm abgefahren wird, statt das mühsam erworbene Wissen souverän abrufen zu können. Oder aus dem Bewusstsein längst verdrängte traumatische Erlebnisse, die von Prüfungssituationen wieder aktiviert werden. Alles hat seine Gründe und alles lässt sich mit den passenden Methoden beeinflussen.
Der Prüfungsangstbesieger steckt in Jedem. Also auch in Dir!