„Tu es doch einfach!“ Ja, wenn es so einfach wäre, täten wir es. Auch das, was wir tun müssen. „Motivation“ ist die gewaltige Kraft, die Dich Hindernisse überwinden, Berge erklettern, alle Arten von Zielen erreichen lässt. Nur doof, dass diese Kraft nicht immer zu spüren ist. Wenn Du für Prüfungen lernen musst, eine Hausarbeit zu schreiben ist, oder ein Referat vorzubereiten ist – Gerade, wenn man sie am nötigsten bräuchte, kommt etwas ganz anderes daher und wirft sich zwischen Dich und das, was Du erledigen wolltest: Der Null-Bock-Bock.
Der ist sehr mächtig – aber Du kannst ihn überlisten!
„Everytime I climb a mountain, it turns into a hill“
So lautet eine Textzeile aus dem Titelsong des Albums „Strange Highways“ von Ronnie James Dio. Seitdem ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, beschäftigt er mich, inspiriert er mich und war mir immer eine große Hilfe und moralische Unterstützung. Vor allem, als mein Schritt in die Selbstständigkeit von der vagen Idee zur konkreten Umsetzung gelangte, türmten sich immer wieder Gebirge von Problemen und Schwierigkeiten auf, die unüberwindlich schienen. Mehr als einmal war da eine sehr laute Stimme im Kopf, die sagte „Das schaffst Du sowieso nicht – warum überhaupt versuchen?“ Sobald aber die ersten Schritte gemacht worden waren, wurde das Problemgebirge kleiner und kleiner. Aus dem Berg wurde ein Hügel. Dio hatte recht.
Wer vor einer anspruchsvollen Aufgabe steht, kennt das. Auch ohne Dio zu hören. Sich in Bewegung zu setzen, einen Anfang zu finden, ist anstrengend und kraftaufwendig. Ganz besonders, wenn das Ziel mit bloßem Auge nicht in Sichtweite ist, wenn der Pfad sich im finsteren Wald verliert oder der Aufstieg zum Gipfel kein Ende zu nehmen scheint. Dann steht er plötzlich da, der Null-Bock-Bock. Freundlich lächelnd lädt er Dich ein, es Dir bequem zu machen. Einfach mal nix tun. Sich dem nicht zu ergeben, dazu bedarf es großer innerer Energie, die dafür sorgt, dass es weiter geht. Oder überhaupt losgeht. Einen Motor, einen Antrieb, eine Kraft. Und die steckt in jedem Menschen: Motivation.
Lernen und Motivation – geht das überhaupt?
Gerade Lernen und Motivation erscheinen oftmals als natürliche Feinde. Der Null-Bock-Bock ernährt sich prächtig vom „müssen“. Alles, was Du tun musst, was keine Rücksicht darauf nimmt, ob Du es möchtest oder nicht, lockt dieses Viech magisch an. Und es gibt keinen Lernprozess, bei dem absolut alles faszinierend, spannend und fesselnd ist, und wo Du bei jedem Detail sicher bist, dass Du es zwingend für den Rest Deines Lebens benötigst. Vielmehr stößt Du immer wieder auf Lerninhalte, wo Du nicht weißt, warum Du sie lernen musst, nur DASS es so ist. Die so dröge sind, dass bereits der Gedanke daran Dich gähnen lässt. Und schon ist er da:
Lernen und Motivation also als Erzfeinde? Dabei ist letztlich das Gegenteil der Fall! Kannst Du sie nämlich unter einen Hut bringen, hast Du ein unerschöpfliches Kraftwerk in Dir, das Dich zu allen Lernzielen pusht, und den Null-Bock-Bock nicht nur an die Kette legt, sondern auch noch hinter Schloss und Riegel bringt. Natürlich ist die spannende und alles entscheidende Frage: Wie?
Eine Frage, viele Antworten: Welche passt für mich?
Wenn die Antwort einfach wäre, gäbe es das Problem nicht. Wobei es nicht an Antworten auf diese Frage mangelt: Auch hier ist wieder das Gegenteil der Fall, was wiederum ein Teil des Problems ist. Das weise Web-Orakel Google liefert beim Stichwort „Motivation“ 637000000 Treffer. Da müssen doch passende Lösungen bei sein?
Sind sie auch. Also los! Probiere sie aus! Mehr als eine halbe Milliarde ist doch nicht so schlimm? Oder brauchst Du eine Motivationshilfe? Wie wäre es denn damit, wenn Du Google erst einmal Google sein lässt und Dir stattdessen selbst Fragen zu Deiner eigenen Motivation stellst?
Frag Dich selbst! Dann bekommst Du die richtige!
Gerade bei umfangreichen Lernprojekten gerät der eigentliche Grund, weshalb Du so viel lernst, gerne mal in den Hintergrund. Und Arbeiten ohne Sinn ist der Motivationskiller schlechthin. Frage Dich ernsthaft, wofür Du das machst, was Du machst, was das Ziel Deines Lernens ist. Wenn Du erkennst, dass die gegenwärtige Aufgabe in einem Kontext steht und eine Etappe zu einem, Deinem (!), übergeordneten Ziel darstellt, bist Du automatisch fokussierter.
Schreibe es Dir auf ein Blatt und hänge es über den Schreibtisch, male Piktogramme, überlege Dir einen eingängigen Mottospruch zum auswendig lernen oder was auch immer: Hauptsache, Du beschäftigst Dich regelmäßig damit und hast es permanent vor Augen – und seien es die inneren.
Ein weiterer Motivationskiller ist das Gefühl, einfach nicht vom Fleck zu kommen, dass all die eingesetzte Energie zum Lernen irgendwie keinerlei Wirkung entfaltet. Ein Gefühl von Verlorenheit stellt sich ein, als wenn Du mit einem kleinen Boot über das Meer ruderst und ruderst, aber Dich keine Meter zu bewegen scheinst, weil Dir optische Orientierungspunkt fehlen. Also schaff Dir diese Orientierungspunkte! Erstelle eine Übersicht dessen, was Du zum Erreichen Deines Lernziels alles erledigen musst, und hake die Punkte ab, die Du erledigt hast. Das motiviert nicht nur, ganz neben bei lernst Du auch wesentlich bewusster und effizienter. Aus der bedrohlichen Masse Lernberg werden schaffbare Etappen.
Auch (schein)tote Motivation lässt sich reanimieren!
Ganz nebenbei verschaffst Du Dir damit auch die Flexibilität, aus dem großen Pool an zu erledigenden Aufgaben diejenige herauszusuchen, wo der Null-Bock-Bock nicht vorsteht. Er kann schließlich nicht überall sein. Und nicht rund um die Uhr! Mit anderen Worten, Leistungsfähigkeit und Befindlichkeit sind niemals den ganzen Tag über gleich – das gilt in besonderem Maße für die Motivation. Auch hier hilft das bewusste Beobachten des eigenen Lernens: Wann bin ich eher fit und energiegeladen und wann hänge ich sowieso schon durch? Versuche bei Deinen Lernzeiten auf Deine eigene Formkurve Rücksicht zu nehmen.
Es gibt viele weitere große und kleine Kniffs und Tricks, den Null-Bock-Bock auszutricksen: Hilft Dir Die Suche nach Lernpartnern, wenn ich merke, dass mir der Austausch mit Anderen hilft. Das Schaffen eines ruhigen, ablenkungsfreien Arbeitsplatzes. Das Identifizieren und auf den Grund Gehen von belastenden Gedanken, die nichts mit Lernen zu tun haben. Das Wertschätzen der eigenen Leistungen inklusive gelegentlicher Selbstbelohnungen nach getaner Arbeit und und und.
Findest Du die Motivation, die bereits in Dir steckt, dann hat der Null-Bock-Bock keine Chance und macht sich vom Acker!