Mehr zu wollen ist immer richtig? Nein. Oft das genaue Gegenteil. Überambitionierte Ziele verursachen nur Frustration, weil sie schlicht nicht erreichbar sind. Und zu kleine Ziele führen zu Selbstbetrug. Aber wie finde ich das für mich „richtige“ Ziel heraus? Nach dem Lesen dieses Artikels hast du eine Vorstellung. Das ist zumindest mein Ziel. Wird es erreicht? Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden!
Jeder Mensch hat seine Ziele. Und Ziele sind dazu da, erreicht zu werden. Wir fühlen uns zu ihnen hingezogen, sie sind im Wortsinne „attraktiv“, und sie versprechen uns, den Weg zum Glück zu weisen. Und deshalb ist die alles entscheidende Frage im Leben, wie ich meine Ziele am besten erreiche. Denn wer das wirklich will, der schafft das auch! Oder nicht? Aber warum fällt es dann oftmals so schwer? Warum motivieren diese Gedanken nicht nur, sondern üben so sehr Druck aus, dass Manche unter der Last ihrer eigenen Ziele zusammenbrechen, physisch oder psychisch? Warum fühlen sich Viele „ziellos“, obwohl sie routinierte „Zielerreicher“ sind?
Ein Ziel kann ziellos machen
Es gibt Sätze, die sind vollkommen banal und treffen trotzdem exakt ins Schwarze. Dass sie zutreffen, ist so offensichtlich, dass niemand ernsthaft widerspricht. Und es sind genau diese simplen Selbstverständlichkeiten, an denen viele Vorhaben scheitern, weil sie so leicht vernachlässigt werden: Wer sein richtiges Ziel nicht kennt, wird es niemals erreichen. Seneca hat es vor 2000 Jahren so formuliert: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind gut.“
Vorausgesetzt, der angestrebte Zielhafen ist auch der richtige. Manche Ziele bleiben unerreichbar, auch wenn sie unmittelbar vor der Nase zu liegen scheinen.
Würdest Du den Hund nach seinem Ziel fragen, könnte er nämlich sagen: „Ich habe mich schon lange mit der Thematik des richtigen Ziels für mich auseinandergesetzt und bin überzeugt, dass mich das Erjagen des eigenen Schwanzes glücklich und zufrieden machen wird. Und wenn ein Ziel attraktiv ist, motiviert es, also ist es auch das richtige für mich. Canis locutus, causa finita – der Hund hat gebellt, der Fall ist erledigt. Aber bevor Du Dich mitleidig lächelnd über die Einfalt des Vierbeiners amüsierst, frag Dich einmal selbst:
Jagst Du Deinen eigenen Schwanz?
Wie gesagt: Jeder Mensch hat Ziele, und auch diejenigen, die sich ziellos fühlen, haben das Ziel, ein Ziel zu haben. Folglich handelt es sich um ein tief im Menschen liegendes Bedürfnis, dessen Befriedigung über Glück oder Frustration im Leben entscheidet und das Leitthema des Lebenssoundtracks in Dur oder Moll gestaltet.
Aber jetzt kombinieren wir einmal die Weisheiten von Publius Annaeus Seneca minor, kaiserlicher Hofpädagoge, Philosoph, Gründer der posthellenistischen Stoa, politischer Berater und zweitreichster Mann der Römischen Antike mit der des schwanzjagenden Hundes.
Der Hund hat ein Ziel und er ist happy damit und es motiviert ihn, ihm nachzujagen. Das ist gut. Allerdings wird er sein Ziel niemals erreichen können. Es ist physikalisch bzw. anatomisch nicht möglich. Folglich wird der Zustand des Glücklichseins, der mit dem Erreichen des Ziels verbunden ist, nie eintreten. Das ist schlecht. Sehr schlecht. Denn immer wieder ins Leere laufende Motivation schlägt unweigerlich in Frustration um. Das gilt für menschliche Eigenschwanzjäger nicht minder. Attraktivität reicht also nicht aus, um die „Richtigkeit“ eines Ziels zu garantieren. Dabei ist unerheblich, wie sich der Schwanz im jeweiligen Fall nennt, ob eine bestimmte Abschlussnote, einen Fitnesszustand, ein konkretes Einkommen oder die Eheschließung mit der potentiellen Traumfrau.
Finde das für Dich richtige Ziel!
Die wichtigste Info vorneweg: Für jeden gibt es richtige und gute Ziele. Sie sind nur manchmal zwischen nur scheinbar guten Zielen verborgen. Du musst also Deine „eigentlichen“ Ziele herausfiltern. Welche sind nur vorgeschoben, welche Bedürfnisse stehen tatsächlich im Mittelpunkt?
Das geht. Und hilfreich dafür ist eine Handvoll Kriterien.
Viele Ziele Scheitern daran, dass zu viel sprachlicher Spielraum besteht. „Ich tue jetzt mehr für die Uni.“ Mehr als was? Wieviel? Was genau tue ich? Wieviel mache ich davon? Reinige ich jeden Tag meine Regalwand, dann tue ich irgendwie auch was für die Uni, aber ich komme keinen Schritt weiter. Ein gutes und hilfreiches Ziel ist also spezifisch und messbar. Und es kann begeistern, ist also attraktiv. Wenn innere Widerstände zu überwinden sind und das „Ich muss“ dominiert, reibt sich der Innere Schweinehund die Hände. „Ich will“ lässt ihn dagegen alt aussehen.
Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realisierbar, Terminiert
Auch der größte Enthusiasmus kann die Grenzen der Realität nicht außer Kraft setzen. „Du kannst alles erreichen, was Du wirklich willst!“ Ist ein super Spruch. Er stimmt aber nur, solange genau das vorausgesetzt werden kann: dass das angestrebte Ziel überhaupt realisierbar ist. Der Wille kann Berge versetzen, aber nicht die Regeln von Logik und Physik außer Kraft setzen.
Zuletzt fehlt noch ein klarer Termin, sonst wird aus dem konkreten Ziel ganz schnell ein wohlklingender Wunsch, eine unverbindliche Absichtserklärung, es irgendwann mal umzusetzen. Also gar nicht.
Aber das war es auch schon. Sind diese fünf Kriterien gleichermaßen erfüllt, hast Du ein Ziel gefunden, dass Dir gut tut, dass das große, aber leider sehr abstrakte Lebensziele Glück konkreter macht und näher rücken lässt.
Der SMARTe Weg zum persönlichen (Lern-)Glück
Das Tolle an diesem Prinzip, was als SMART-Ziel bekannt ist: Es ist universell anwendbar. Du kannst damit Deine großen Lebensfragen beantworten, aber auch ganz konkrete Probleme angehen. Also auch Lernprobleme Auch hier sind es oft die Symptome, die mit viel Aufwand behandelt werden, ohne sich zu fragen, was ist denn eigentlich mein Ziel? Was will ich denn konkret mit meinem Lernen erreichen?
Also: Sei smart und setze Dir smarte Ziele. Oder willst Du Deinen Leben lang, Deinem eigenen Schwanz nachlaufen?